Sie studieren an der Montanuniversität Leoben Tunnelbau – können Sie uns kurz erzählen, wie Sie dazu gekommen sind?
Von klein auf habe ich mich für technische Themen interessiert. Deshalb war für mich nach der Hauptschule auch relativ schnell klar, dass ich eine Höhere Technische Lehranstalt (HTL) besuchen möchte. Allerdings gestaltete sich die Entscheidung, in welche Richtung es gehen soll, schwieriger als erwartet. Mit dem Traum Architektin zu werden, begann ich also meine schulische Karriere an der HTBLVA Graz – Ortweinschule für Bautechnik. Gegen meinen Wunsch wurde ich jedoch der Tiefbauklasse anstatt dem Hochbauzweig zugeteilt mit der Begründung, in der dritten Klasse könnten wir uns auf die jeweiligen Fachrichtungen spezialisieren. Über die folgenden drei Jahre haben sich meine Interessen stark verändert, weg von dem Designen großer, architektonischer Gebäude, hin zu dem Vermessen von Grundstücken, dem Verhalten des Baugrundes und schlussendlich zum Tunnelbau.
Wie sind Sie auf die Montanuniversität aufmerksam geworden?
Mein ehemaliger Grund- und Wasserbaulehrer in der HTL zeigte uns regelmäßig Videos von Tunnelbauprojekten weltweit. In einer Unterrichtsstunde Ende der vierten Klasse erzählte er uns von einer bekannten Universität in Leoben, die sich unter anderem mit Bergbau und Tunnelbau bzw. Untertagebau einen Schwerpunkt gesetzt hat. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht einmal, dass es eine solche Uni gibt bzw. man Tunnelbau studieren kann, geschweige denn in der Steiermark. Ich habe dann einen Info-Tag besucht und ab diesem Zeitpunkt war für mich klar, dass ich das Rohstoffingenieurwesen-Studium inklusive anschließendem Tunnelbau-Master beginnen werde. Diesem Weg bin ich bis heute treu geblieben.
Sie sind ja aufgrund Ihrer Ausbildung sehr oft untertage unterwegs. Wie geht es Ihnen in einem solch männerdominierten Umfeld?
Ich habe mittlerweile zahlreiche Praktika im Baugewerbe absolviert und arbeite auch seit Jahren neben der Universität in den verschiedensten bautechnischen Sparten. Dass auf der Baustelle ein rauerer Ton herrscht, ist allseits bekannt und gerade deshalb sollte man zu Beginn manchmal ein „dickes Fell“ mitbringen. Mir persönlich ist es noch nicht untergekommen, dass ich wegen meines Geschlechtes nicht ernst genommen worden wäre oder meine Meinung weniger wert ist. Im Gegenteil, gefühlt hat sich in diesem Hinblick in den letzten Jahren sehr viel verändert. Mir wurde bis jetzt immer vermittelt, obwohl es nach wie vor eine sehr männerdominierende Branche ist, dass man mit Wissen und Arbeitseifer schnell den Respekt der gesamten Baustelle gewinnen kann. Das Arbeitsverhältnis auf der Baustelle hängt auch maßgeblich davon ab, wie diese von der Bauleitung geführt wird und welche Umgangsarten sie zulassen bzw. pflegen.