Hauptgebäude um1920 (Stadtarchiv Leoben)

Erfolgreiche Montanistinnen in der Vergangenheit

Was für uns jetzt selbstverständlich ist, war für Frauen am Anfang des 20. Jahrhunderts keineswegs so: Selbst zu entscheiden, ob und welches Studium man wählen wollte. Nach den philosophischen Fakultäten kurz vor der Jahrhundertwende inskribierte 1918 die erste Frau an der Technischen Hochschule Wien.

In Leoben lässt sich aus den Matrikelbüchern die erste Hörerin 1916/17 nachweisen. Mitten im Ersten Weltkrieg, als die Männer an der Front standen und Frauen ihre Stellen im Berufsleben einnehmen mussten, inskribierte Friederike Maria Veit als außerordentliche Hörerin, die wahrscheinlich einen Sprachkurs besuchte. Das Jahr 1920 sah erstmals eine größere Anzahl inskribierter Frauen, nämlich 14. Bei näherer Überprüfung der Daten sieht man aber, dass alle Studentinnen dieses Jahres Gasthörerinnen waren, die kulturgeschichtliche Vorträge hörten, z. B. über das Bergwesen in der deutschen Romantik, über die alte deutsche Burschenschaft oder die Literatur der Freiheitskriege. Eine der Studentinnen hörte ein Semester lang Vorlesungen aus Land- und Forstwirtschaft. In den folgenden Jahren waren meist zwei bis drei Frauen als außerordentliche Hörerinnen inskribiert, die aber nicht lange blieben.

 

Die ersten Montanistinnen

Die erste Frau, die es in Leoben zu einem Abschluss gebracht hatte, war Elisabeth Latal (geb. 1899). Sie stammte aus Prijedor, einer Stadt in Bosnien, in deren Umgebung Bergbau betrieben wurde. Sie legte 1922 die erste Staatsprüfung mit Auszeichnung ab, ebenfalls mit Auszeichnung 1925 die zweite Staatsprüfung. Damit hatte sie das Recht zur Führung der gesetzlich geschützten Standesbezeichnung „Ingenieur“ erworben.

Die erste Absolventin in der Fachrichtung Hüttenwesen war Olga Maria Peter (1902-1990). Ihr Vater, Franz Peter, war Professor der Berg- und Hüttenmaschinenkunde an der Montanistischen Hochschule. Er war mehrmals Rektor, das letzte Mal 1930/31, als seine Tochter bereits studierte. Sie hatte also gute Voraussetzungen für ein Studium in Leoben. 1930 legte sie die erste Staatsprüfung ab, 1932 die Zweite Staatsprüfung mit sehr gutem Erfolg in der Fakultät für Hüttenwesen aus der Studienrichtung Eisenhüttenwesen. Ihre berufliche Laufbahn führte sie 1932 an die Technische Hochschule Aachen, wo sie von 1932 bis 1934 als Assistentin tätig war. Von 1934 bis 1936 war sie bei Krupp in Essen tätig, bis sie dann ihren Fachkollegen Dr.-Ing. Keller heiratete. Olga Maria Peter starb 1990 im hohen Alter von 88 Jahren.

Die erste Frau, die aus den Vereinigten Staaten nach Österreich zum Studium kam und in Leoben als erste Frau in den montanistischen Wissenschaften promovierte, war Ing. Miss Janet Zaph Briggs (1912-1974). Sie wurde 1912 in Santa Ana in Kalifornien geboren, besuchte dort zwölf Klassen der Volks- und Mittelschule und studierte von 1927 bis 1933 an der Leland Stanford University California Metallurgie und Bergbau. 1933 erhielt sie hier als erste Frau ihr Ingenieurdiplom und inskribierte in der Folge an der Universität von Southern California. Von 1933 bis 1935 studierte sie dann an der Technischen Hochschule Wien und legte am 11. Dezember 1935 an der Montanistischen Hochschule Leoben ihr Rigorosum ab und promovierte 1936 in Leoben. 1936 arbeitete sie als Metallurgin an der Crucible Steel Company und ging dann zur Climax Molybdenum Company, wo sie bis zu ihrem Lebensende arbeitete. Ihre Kenntnisse über Molybdän waren sehr umfassend, sie schrieb mehr als 30 Publikationen zu diesem Thema.

Die zweite Doktorin an der Montanistischen Hochschule Leoben war Dipl.-Ing. Emma Onitsch-Modl (geb. 1919), die 1944 ihre Dissertation über das Thema: „Untersuchungen über sparstoffarme, vor allem wolframfreie Schnellarbeitsstähle“ schrieb. Der Titel „Dr. mont.“ war in der Zeit des Nationalsozialismus abgeschafft worden, man promovierte auch in Leoben zum „Doktor-Ingenieur“, so auch Emma Onitsch. Sie wurde 1919 in Landskron bei Villach geboren, besuchte dort das Gymnasium und studierte von 1937 bis 1941 an der Montanistischen Hochschule Leoben. Schon während ihrer Studienzeit war sie bei Prof. Roland Mitsche an der Lehrkanzel für Eisenhüttenkunde als wissenschaftliche Hilfskraft tätig gewesen und wurde nach dem Abschluss ihrer Studien als wissenschaftliche Assistentin an den neu geschaffenen Lehrstuhl für Metallkunde übernommen. 1942 unterbrach sie diese Tätigkeit für kurze Zeit, um an den Flugzeug- und Metallbauwerken in Wels eine metallographische Versuchsanstalt einzurichten. Sie promovierte im Dezember 1944. Bis 1953 war sie als wissenschaftliche Assistentin an der Montanistischen Hochschule Leoben tätig, 1950 habilitierte sie sich im Fach Pulvermetallurgie und wurde in der Folge Privatdozentin in Leoben. Von 1953 bis 1956 arbeitete sie in den USA, 1956 habilitierte sie sich an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich.

Wenn ihr wissen wollt, woran unsere jungen Wissenschaftlerinnen heute arbeiten, dann schaut das Video von der Verleihung des Montanistinnen-Preises an!

https://www.unileoben.ac.at/wissenschaftspreis

 

Anmerkung: Die Grundlagen dieses Textes sind entnommen aus: Lieselotte Jontes: „Von Leoben in die Welt.“ Festschrift 175 Jahre Montanuniversität Leoben, Bd. 3, Seite 74 -103.


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