Kraut und Rüben: Wie sich die Permakultur der Natur als Vorbild bedient

Mit dem Frühlingsbeginn zieht es Studierende wieder vermehrt ins Freie. Um dem Lern- und Lockdownstress zu entkommen, entdecken viele junge Menschen nun auch das „Garteln“ für sich! Wie dies nachhaltig und effizient mit der Philosophie der Permakultur - auch auf dem Balkon - möglich ist, erfährt ihr in meinem neuen Beitrag.

 

Permakultur vs. Monokultur

Das Konzept der Permakultur existiert schon seit 1970 und wurde vom Australier Bill Mollison entworfen. In den vergangenen Jahrzehnten haben zerstörerische Praktiken in der Tierhaltung und im Agrarsektor zu einem stark schädigenden Einfluss auf die Umwelt und Ökosysteme geführt. Die Abholzung der Regenwälder, Verlust der Biodiversität, Probleme mit der Bewässerung und Bodendegeneration sind nur einige der Folgen. Das UNEP (=United Nations Environment Programme) hat den Agrikultursektor sowohl als Auslöser als auch Geschädigten dieser Praktiken identifiziert.

Das Antonym zur Permakultur stellt die Monokultur dar. Dabei wird auf den Anbauflächen nur eine Nutzpflanzenart über einen längeren Zeitraum kultiviert.Der offensichtliche (kurzfristige) Vorteil der Monokultur für die Landwirtschaft ist eine höhere Effizienz bei der Pflege und Ernte. Langfristig kann sie jedoch zu einem vermehrten Auftreten von Unkräutern, Schädlingen und Pflanzenkrankheiten führen. Anstatt diese aufwändig mit Pestiziden zu bekämpfen, die noch dazu indirekt vom Menschen über die Nahrung aufgenommen werden und ihm schaden, wäre eine nachhaltigere Strategie, ein Umdenken und Wandel von der Mono - zur Permakultur - nötig. Die drei ethischen Grundsätze der Permakultur lauten: „earthcare“, „peoplecare“ und „fairshares“, also ein gerechtes, sinnvolles Aufteilen und eine Begrenzung des Verbrauchs von Ressourcen.

Auch ihr könnt im kleinen Maßstab euren Teil in Richtung eines nachhaltigeren Pflanzenanbaus in Form der Permakultur leisten.

Permakultur am eigenen Balkon

Die Umsetzung der Permakultur auf dem Balkon ist nicht ganz einfach, da das Konzept eigentlich die Natur und deren Kreisläufe im Optimalfall ganzheitlich einbezieht. Es können jedoch einige Grundgedanken daraus auf den eigenen Balkon übertragen werden:

Maximalprinzip: Maximale Effizienz und dabei die Ressourcen der Natur möglichst wenig belasten beziehungsweise vergeuden. Dafür ist der eigene Balkon perfekt, da ihr praktisch dazu gezwungen werdet, aus wenig Platz viel zu machen.

Küchenabfälle verwerten: Anstatt euren Biomüll einfach in die Mülltonne zu werfen empfiehlt es sich stattdessen, einen kleinen Komposthaufen anzulegen. Der dadurch gewonnene Kompost ist reich an Nährstoffen und versorgt euren Balkongarten mit frischer Erde. Ein Trick: Drei bis vier alte Reifen übereinanderstapeln. Die Energie der Sonne wird von den Reifen absorbiert und die Wärme bewirkt eine Beschleunigung des Zerfallsprozesses des kompostierbaren Materials. Oder wie wäre es mit einer Wurmkiste? Infos dazu findet ihr in unserem Tutorial mit Univ.-Prof. Pomberger.

Kraut und Rüben: Löst euch vom Gedanken, in einem Beet nur eine Pflanzensorte in Reih und Glied anzubauen. Eine mosaikartig angeordnete Mischung aus vielen Arten und Blumen sorgt dafür, dass sich Bienen und Schmetterlinge wohl fühlen und vom Nektar angezogen werden. Der Boden ist dadurch kaum mehr sichtbar, weil alles verwachsen ist. Am besten ist es, wenn die Pflanzen eine unterschiedliche Wurzelstrategie aufweisen, das bedeutet, Tiefwurzler mit Flachwurzlern im gleichen Beet zu kultivieren (= "stapeln").

Vertikal ist genial: Um den Platz besser zu nutzen empfiehlt sich ein Hochbeet. Das kann zum Beispiel ganz einfach aus Holzpaletten gezimmert werden. Außerdem bieten sich Pflanzentaschen ebenfalls für eine optimale Raumnutzung gut an.

Wasser ist kostbar: Regentonnen können über eine Rinne gespeist werden und bieten ein ausgezeichnetes Reservoir zum Gießen.

Beachtet, dass am Ende der Einsatz von Pestiziden und Düngern minimiert werden sollte und ein geschlossener Stoffkreislauf langfristig selbsterhaltend und mit so wenigen menschlichen Eingriffen wie möglich erfolgen soll. So könnt ihr euren Beitrag leisten!

Schnecken vs. Knoblauch

Ein Beispiel: In eurem konventionellen Hochbeet erschweren euch andauernd Schnecken das Leben, die sich an euren Erdbeeren vergreifen. Anstatt auf Schneckenschutzmittel zurückzugreifen, pflanzt ihr Knoblauch, Zwiebel oder Dill an, da diese stark riechen und so Schädlinge fernhalten. Erdbeeren sind grundsätzlich schlecht mit sich selbst verträglich und eignen sich daher perfekt für das Konzept der Permakultur. Der Reihenabstand zwischen den Erdbeerpflanzen sollte generell hoch sein (Circa 80 cm zwischen benachbarten Reihen und 30 cm innerhalb einer Reihe), weshalb ihr den verbleibenden Platz mit Radieschen oder Gewürzkräutern ausfüllen könnt.

Wenn die gesamte Landwirtschaft auf diese sinnvollen, nachhaltigen und schonenden Methoden zurückgreifen würde, hätte dies langfristig einen äußerst positiven Effekt auf unseren Planeten. Die „Hunt Utilities Group“ hat bewiesen, dass Permakultur auch im großen Maßstab durchaus möglich ist, und das bei niedrigen Kosten. Wenn auch Konsument*innen umdenken und diese Produkte vermehrt kaufen würden und bereit wären, einen höheren Preis zu bezahlen, wäre dies definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.

Wenn ihr die Idee der mechanischen und chemischen Wiederaufbereitung und Rückgewinnung von Ressourcen spannend findet, ist vielleicht ein Studium der Recyclingtechnik genau das Richtige für euch!

Euer Felix

Weitere Informationen: https://www.permaculturenews.org/2015/07/03/when-industry-goes-permaculture/


Beitrag jetzt teilen

Zurück zur Übersicht