Wie du im Handumdrehen zu deinem (Pflicht-)Praktikum kommst: Insider-Tipps für die ultimative Bewerbungsstrategie
Sie ist wieder da. Die Zeit fürs Bewerbungsschreiben! Jedes Jahr aufs Neue freue ich mich wahnsinnig darauf, 100 Bewerbungen zu versenden und ebenso viele Absagen zu kassieren. NICHT. Aber jetzt mal im Ernst: Es geht nicht nur mir so. Damit du dein Traum-(Pflicht-)Praktikum heuer wirklich bekommst, habe ich Personalchefs von unterschiedlichen Firmen aus Österreich und Deutschland um Hilfe gebeten. Sie müssen jährlich zwischen einigen wenigen und hundert Bewerbungen den Richtigen oder die Richtige herausfiltern. Wie du dabei herausstichst und den besten Eindruck hinterlassen kannst, habe ich für euch zusammengefasst. Am Ende werde ich aus der Sicht des Bewerbers meine Erfahrungen mit euch teilen.
Was ist allgemein zu beachten?
Termine einhalten: Rechtzeitiges Einsenden der Unterlagen ist der Grundstein für einen positiven Eindruck. Die meisten Firmen haben ein Bewerbungsfenster für die Praktika im Sommer. Oftmals startet die Bewerbungsfrist für den Sommer schon im Dezember. Wer sich früh informiert, ist hier im Vorteil. Aber Achtung: Die allerersten eingereichten Bewerbungen liegen im Stapel naturgemäß ganz unten – das kann sich auch negativ auswirken.
Vollständigkeit der Unterlagen: Bewerbungsschreiben, Lebenslauf und Abschlusszeugnisse sind das absolute Minimum. Manche Firmen erwarten sich auch die Kopie des Führerscheins oder des Reisepasses – man sollte sich also unbedingt vorab über die gewünschten Dokumente informieren. Mittlerweile bieten viele Unternehmen online-Bewerbungen mittels Formular an. Hält man sich an diese, kann man fast gar nichts mehr vergessen.
Inhalt und Aufbau: Beim Verfassen der Texte fehlt es wohl jedem von uns ab und zu an Kreativität. Groß ist dann die Verlockung, das Internet zu Hilfe zu nehmen. Doch Schema F für Bewerbung oder Lebenslauf frei aus dem Internet ist ein absolutes No-Go! Dasselbe gilt übrigens für Rechtschreibfehler.
Was ist wichtig beim Bewerbungsschreiben?
Leidenschaft: Hier sind sich alle einig: Die Leidenschaft für die Thematik muss erkennbar sein! Warum willst ausgerechnet du diesen Job bekommen? Warum bist du definitiv das Beste, was dem Unternehmen passieren kann?
Auffälligkeit: Für die klassische Bewerbung per Post oder Mail gilt: Oftmals müssen Personalchefs durch sehr viele Bewerbungen blättern. Eine ermunternde Abwechslung bieten Schreiben, die auf den ersten Blick auffallen. Ein kreatives Deckblatt kann da schon Wunder wirken. Auch bei online-Formularen sollte man auf kreative Anschreiben oder Lebensläufe setzen, welche man in die dafür vorgesehenen Felder hochlädt.
Was zählt beim Lebenslauf?
Übersichtlichkeit: Niemand möchte die wichtigen Informationen suchen müssen. Schon gar nicht bei der 50-ten Bewerbung. Hilfreich ist ein übersichtlicher, prägnanter Lebenslauf. Die wichtigsten Punkte müssen schnell erfassbar sein.
Foto: Um sich einen ersten Eindruck von den Bewerber*innen zu verschaffen, ist ein gutes Foto im Lebenslauf essenziell.
Hobbys: Besonderes Augenmerk liegt auch auf den Lieblingsaktivitäten, denn sie geben Aufschluss über den Charakter des/r zukünftigen Mitarbeiter*in. Bestimmte Hobbys lassen soziales Engagement erkennen und zeigen gute Teamfähigkeit auf. Sie sind mit Entschlossenheit, Belastbarkeit und Disziplin verbunden. Negativ wirken sich potenziell lebenszeitverkürzende Hobbys aus. Diese werden im Lebenslauf besser verschwiegen.
Endlich - das Bewerbungsgespräch!
Vorbereitung:Bekommt man nun den heiß ersehnten Termin für ein Bewerbungsgespräch, sollte man sich vorab genau über das Unternehmen erkundigen. Bei der Anreise ist es ratsam, genügend Zeit einzuplanen. Vor allem in großen Städten kann die Suche nach einem Parkplatz oft schnell den Puls in die Höhe schießen lassen. Und niemand will zu diesem Zeitpunkt verschwitzte Hände (siehe nächsten Punkt) ;-)
Erster Eindruck:Der erste Eindruck zählt. Dazu gehören eine gute Haltung, ein selbstbewusstes Auftreten und ein angemessener Händedruck. Insbesondere letzterer wurde mir mit Nachdruck genannt. (In Pandemiezeiten genügt natürlich ein freundliches Nicken!)
Kleidung: Besonders schnell fällt die Kleidung auf. Jedem ist klar, dass ein Jogginganzug die falsche Wahl ist. Aber auch overdressed ist nicht gerne gesehen!
Selbstständigkeit:Hat man erst Platz genommen, beginnt das Gespräch. Besonders Wert gelegt wird auf Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein. Mama sollte also, so lieb es auch gemeint ist, besser zuhause bleiben.
Ehrlichkeit: Früher oder später wird man mit Fragen konfrontiert, welche offen und ehrlich zu beantworten sind. Es hilft, sich im Vorhinein zu klassischen Fragen Antworten zu überlegen. Geht es allerdings um die vorhergehenden Arbeitsstellen, so ist auf einen respektvollen Ton zu achten. Personalchefs wägen bereits hier ab, ob im Falle einer Kündigung schlecht über die Firma gesprochen werden könnte.
Bodenständigkeit:Die Fragen werden überzeugt und bodenständig, aber nicht großspurig oder schüchtern beantwortet. Häufig betreffen die Fragen persönliche Planung und Motivation. („Warum diese Firma?“ oder „Wo sehen Sie sich in 5-10 Jahren?“).
Ausbildung: Welche Ausbildung, bisherige Erfahrungen und facheinschlägigen Hobbys oder Interessen hat man zu bieten? Letztere sind besonders bei wenig Berufserfahrung ein großes Plus.
Gefühlsebene: Meist sind Noten und Kompetenzen der Bewerber*innen auf ähnlichem Niveau, in diesem Fall wird auf der Gefühlsebene entschieden. Das bedeutet, dass das Hauptaugenmerk auf einen sympathischen, natürlichen und gepflegten Eindruck liegt.
Stärken und Schwächen:Die Befragung nach den Stärken und Schwächen bringt Eigenheiten der Persönlichkeit und Arbeitsweise zum Vorschein. Es wird abgewogen, ob die Persönlichkeit zur ausgeschriebenen Stelle passt. Hat die Person Kundenkontakt, so sollte sie offen und kontaktfreudig sein sowie gute Menschenkenntnis mitbringen. Wird allerdings ein interner Fachspezialist gesucht, so sollte dieser fokussiert und konzentriert sein. Bei kritischen Punkten kann man sich auch auf ein bis zwei facheinschlägige Fragen oder Beispiele einstellen.
Vorstellungen:Die Erwartungen bezüglich der Punkte Gehalt, Einsatzgebiet und Rahmenbedingungen beider Seiten sollten zusammenpassen.
Meine Erfahrungen
Da es in meiner Verwandtschaft keine Führungskräfte in technischen Branchen gibt, war es für mich nicht immer leicht, ein Praktikum zu bekommen. Anders als manche meiner Kommiliton*innen musste ich mich für jedes Praktikum ausführlich bewerben. Dabei fiel mir vor allem auf, dass ich jedes Jahr besser darin wurde – immerhin schrieb ich jährlich rund 20 Bewerbungen. Es kamen auch immer mehr positive Rückmeldungen. Natürlich darf man hier nicht außer Acht lassen, dass ich im Studium fortgeschrittener war und für die Firmen „brauchbarer“ wurde. Ich habe noch drei „Bonuspunkte“ für euch, welche mir persönlich bei meinen Bewerbungen halfen.
Korrekturlesen: Lasst jemanden eure Bewerbung vor dem Abschicken lesen. Verbringt man viel Zeit vor einem Text, sieht man Fehler oder unglückliche Formulierungen nicht mehr. Ein Außenstehender kann euch vielleicht den entscheidenden Tipp geben.
Unterkunft: Wenn ihr euch für eine Firma bewirbt, die von eurem Wohnort aus nicht zu erreichen ist, kann das bereits ein Knock-Out Kriterium sein. Etwa weil sie euch keine Wohnung zur Verfügung stellen können. Schreibt daher bereits in die Bewerbung, wo ihr wohnen werdet.
Lächeln:Bei Bewerbungsgesprächen zählt der Eindruck. Ich bemühe mich daher immer, möglichst aktiv beim Gespräch dabei zu sein, aufrecht zu sitzen, den Sprechenden anzusehen und häufig zu lächeln.
Ich wünsche euch viel Erfolg bei euren Bewerbungen!