Außergewöhnlich engagiert: Studierende als ehrenamtliche Helfer*innen (Teil 1)

Am 5. Dezember wird der Tag des Ehrenamtes begangen. Anderen Menschen ohne Gegenleistung zu helfen, erfordert Aufopferung und Verständnis, mentale und physische Stärke und auch persönliche Zeit. Wir möchten uns exemplarisch bei vier Leobener Studierenden bedanken, die ehrenamtlich arbeiten. Marco und Anton engagieren sich beim Roten Kreuz und der Feuerwehr und erzählen in diesem Beitrag über das "Warum?" und wie sie Herausforderungen - im Ehrenamt und Studium - meistern.

Lieber Marco, wie ist es dazu gekommen, dass du dich für das Rote Kreuz engagierst?

Marco: Als ich nach meinem Zivildienst schon mehrere Monate angehängt hatte, wurde mir klar, wie viel Spaß es machen kann, Menschen eine Freude zu machen und ihnen zu helfen. Hier wurde mir bewusst, dass ich die Tätigkeit auch weiterhin verfolgen möchte. Zum Roten Kreuz kam ich dann im Sommer vor meinem Studium, als ich auf eine Stelle an der Teststraße Leoben aufmerksam wurde und dort schließlich, fest angestellt an Wochenenden, den Winter arbeitete.

Und Anton, warum Feuerwehr?

Anton: Bereits als kleines Kind war ich von den riesigen, lauten Autos der Feuerwehr begeistert – was da wohl alles drinnen ist. Auch für meine älteren Freunde war klar, sobald sie 15 Jahre alt sind treten sie der freiwilligen Feuerwehr bei. Da konnte auch ich meinen 15. Geburtstag kaum erwarten – ich begann endlich meinen Weg zum Feuerwehrmann. Aufgrund meiner Freunde und Interessen ist es mir also nicht schwer gefallen, bereits früh der freiwilligen Feuerwehr beizutreten.

Was macht euch an der Tätigkeit besonders Spaß?

Marco: Wie man erahnen kann, sind die Einsätze im Regeldienst als Rettungssanitäter sehr breit gefächert. Oft ergeben sich heitere, manchmal sogar lustige Situationen aus Einsätzen. Sowie (zum Glück) im Vergleich nicht viele Einsätze wirklich ernst sind, muss man trotzdem in Notfällen wissen, wie man richtig damit umgeht. Vor allem dieses Wissen, in ernsteren Situationen anwenden zu können und damit Leben retten zu können, ist ein gutes Gefühl. Außerdem sind, wie bereits erwähnt, die dankbaren Menschen eine große Motivation diese Tätigkeit auszuüben.

Anton: Die Feuerwehr hat ein extrem breites Aufgabenspektrum, die Einsatzarten und Weiterbildungsmöglichkeiten sind nahezu endlos. Mir macht der Kontakt zu unterschiedlichen Menschen große Freude, auch der technische Zugang ist extrem spannend.
Am meisten Freude bereitet es mir allerdings, wenn man Menschen oder Tieren, in oftmals sehr tragischen Situationen, helfen kann. Die Dankbarkeit der Betroffenen und das Gefühl etwas wirklich Sinnvolles getan zu haben ist glaube ich das, was den großen Zusammenhalt unter den Kamerad*innen immer wieder bestärkt.

Welche Eigenschaften und Fähigkeiten habt ihr im Rahmen eurer Tätigkeit entwickelt?

Marco: Durch doch inzwischen viele ernstere Einsätze, entwickelt man auf jeden Fall eine dickere Haut gegenüber tragischen Situationen und weiß, wie man damit auch im Umfeld der Betroffenen Familie umzugehen hat. Aus dieser Eigenschaft ergibt sich die Fähigkeit einen kühlen Kopf zu bewahren und nach einem bekannten Schema zu arbeiten. Auch privat fühle ich mich besser, zu wissen was z. B. bei einer stark blutenden Wunde genau zu machen ist und somit die Erste Hilfe effizient zu leisten und die Rettungskette einzuschalten.

Anton: Ich glaube, dass ich bereits sehr viel technisches Verständnis aus den wöchentlichen Schulungen und natürlich auch aus den Einsätzen mitnehmen konnte. Die Einsätze gliedern sich nach Brand-, technischen- oder Schadstoffeinsätzen, da kann beispielsweise von einem Vollbrand eines landwirtschaftlichen Objektes, über eine Person in Notlage bis zu einer Ölspur auf einer Fahrbahn alles dabei sein. Auch auf sozialer Ebene lernt man nie aus, der Umgang mit großen Gruppen, das Führen eines Teams während Stresssituationen oder das Veranstalten diverser Feste bedeutet oft persönliche Weiterentwicklung.

Was ist besonders herausfordernd? Hat es schon Situationen gegeben, die euch an eure Grenzen gebracht haben – und wie geht man damit um?

Marco: Besonders herausfordernd würde ich neben Notfällen auch Krankentransporte bezeichnen. Denn hier hat man direkt mit Menschen zu tun, die manchmal durch Alter aber besonders durch Krankheit eingeschränkt sind. Mit diesen Menschen hat man praktisch nicht zu tun, wenn man nicht Pflegeheim, Krankenhaus oder bei der Rettung tätig ist. Die Situation mancher Menschen macht auch schon kleine Aufgaben, wie z. B. das Umlagern der Person vom Bett in die Trage zu einer Herausforderung.

Neben Krankentransport gibt es auch Notfälle. Hier gibt es mehrere Faktoren wie man an die Grenze gebracht werden kann. Um zwei zu nennen, gibt es z. B. die Familie der Betroffenen Person, für die die Situation durch den persönlichen Bezug sehr schlimm sein kann und auch dementsprechend teil hysterisch reagieren. Weiters wurden wir durch Einsätze des Öfteren auch ans körperliche Limit getrieben. Vor allem im Sommer, bei über 30 Grad Celsius, Personen über längere Zeit in engen Stiegenhäusern liegend tragen zu müssen, bringt einen nicht nur and die Grenze der Ausdauer, sondern auch wenn gesundes Heben nicht immer möglich ist, kann es leicht sein, dass man sich über längere Zeit in diesem Beruf, den Rücken ruiniert.

Mit sehr tragischen Fällen geht jeder verschieden um. Aber so tun als wäre nichts passiert, ist definitiv nicht die richtige Entscheidung.

Anton: Es gab schon einige Situationen im Rahmen von Einsätzen, die uns und unsere Maschine an ihre Grenzen gebracht haben. Es braucht daher den starken Zusammenhalt unter Feuerwehrkameraden, denn erst beim Besprechen des gerade erlebten wird einem bewusst, was man als Team gerade erlebt hat. Nach schwerwiegenden Einsätzen brauche ich oft einige Tage und viele Gespräche bis ich das Erlebte verarbeitet habe. Gerade wenn man etwas zum ersten Mal gesehen hat, braucht man mehr Raum zum Nachdenken und verarbeiten.

Auch das Studieren kann herausfordernd sein – was nehmt ihr aus eurer freiwilligen Tätigkeit für Studium und Alltag mit?

Marco: Durchhaltevermögen und wenn es darauf ankommt und richtig Prioritäten setzten zu können. Aber auch das Wissen, in Krisensituationen in der Familie oder im Freundeskreis ruhig bleiben zu können und richtige Entscheidungen treffen zu können ist vor allem aus meiner Tätigkeit entstanden.

Anton: Nicht aus der Ruhe bringen lassen, einen Plan im Kopf haben und diesen gewissenvoll abarbeiten. Auch die vielen Probleme, die oftmals selbst geschaffen sind, nicht zu ernst nehmen, denn was ich gelernt habe, selbst in den ausweglosesten Situationen ergibt sich immer ein Weg.

Wenn sich jemand sozial engagieren möchte, aber nicht weiß, wie man es angeht – welche Tipps würdet ihr dazu geben?

Marco: Es gibt viele Möglichkeiten sich sozial für das Rote Kreuz zu engagieren. Beispielsweise gibt es des Öfteren eine Aktion an der Uni, um Blut zu spenden. Dort kann man bei Interesse mit Mitarbeitern vom Roten Kreuz darüber sprechen und sich genauere Infos einholen. Weiters gibt es immer die Möglichkeit, sich nach Rücksprache in einen Regeldienst, als Praktikant einschreiben zu lassen um sich dort ein besseres Bild der Tätigkeit zu machen.

Anton: Man sollte sich meiner Meinung nach zuerst genau überlegen, wo seine Interessen liegen, denn erst wenn jemanden etwas wirklich interessiert wird er/sie Jahr für Jahr viele Stunden dafür aufwenden. Sobald man das weiß, ist der Großteil geschafft. Nach einer Kontaktaufnahme kann man bei den wöchentlichen Schulungen zuschauen und sich ein Bild von der genauen Tätigkeit machen. Ist man sich dann noch immer sicher, dass man die jeweilige Konstitution weiter kennenlernen möchte, beginnt die Grundausbildung.


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