Außergewöhnliche Alumni: Thomas Drnek
Das Unternehmen RHI Magnesita GmbH ist der Weltmarktführer im Feuerfestbereich und bietet von Bergbau-, Produktions- bis hin zu vollwertigen Servicelösungen hinweg die robuste Liefer- und Qualitätssicherheit. Feuerfestprodukte werden in industriellen Hochtemperaturverfahren weltweit verwendet. Sie sind unverzichtbar für die Stahl-, Zement-, Kalk-, Nichteisenmetall-, Glas-, Energie-, Umwelt- und Chemieindustrie. Sie bleiben unter widrigsten Umständen und bei Temperaturen von 1.200 Celsisus und weit darüber stark und stabil. Sie halten Materialien während ihrer Verbrennung, Schmelze, Sprengung, Verfeuerung, Einschmelzung und Formung sicher.
Herr Dr. Drnek, Sie arbeiten sehr viel mit klimarelevanten Daten. War es eine große Herausforderung, diese CO2-Emissionen korrekt mit Hilfe der Daten abzubilden? Haben Sie den Eindruck, dass sich die Berichtspflichten zu CO2-Emissionen innerhalb der letzten Jahre verschärft haben?
Die CO2-Daten exakt zu bekommen ist eine Herausforderung. Die Scope-1-Emissionen (direkte Emissionen) sind noch relativ einfach zu ermitteln, bei Scope 2 (indirekte Emissionen aus dem zugekauften Strom) wird es schon schwieriger, weil sich diese Daten global nicht auf jeder Rechnung befinden, wie in der EU. Bei Scope-3-Emissionen sind wir großteils auf Schätzungen angewiesen.
Die Berichtspflicht inklusiver externer Audits begann für die EU-ETS Werke im Jahr 2006. Die Berichtspflichten werden generell immer größer, man denke nur an die Taxonomy-Vorschriften der EU. Es gibt aber auch viele Berichts-Standards, die nicht verpflichtend sind, welche aber auch erfüllt werden, wie etwa CDP (Carbon Disclosure Project) oder TCFD (Task force Climate Change), um generell bessere Börsen-Ratings zu erhalten.
Inwiefern kann Ihnen die Digitalisierung bei der effizienten Nutzung von Rohstoffen helfen?
Wenn wir eine Magnesitlagerstätte finden, erkunden wir diese zunächst, indem wir Kernbohrungen durchführen, vom Material Aufschlüsse machen und Proben chemisch analysieren. Aus den verorteten Einzelwerten können wir dann ein Lagerstättenmodell errechnen. Da wissen wir dann relativ gut, wie die Qualitätsverteilung in der Lagerstätte ist. Mit einem eigens entwickelten Algorithmus konnten wir die Genauigkeit auf 80 bis 90 Prozent erhöhen, indem wir das Lagerstättenmodell jeden Tag mit den Ist-Analysenwerten des abgebauten Materials ‚füttern’ und so täglich neu rechnen. Das hat den Vorteil, dass wir genau die Substanz abbauen, die wir wirklich brauchen, und die Lagerstätte so vollständig nutzen. Während in den 90er-Jahren die Neuberechnung des Modells mit Hochleistungsprozessoren noch eine Nacht lang gedauert hat, benötigen wir heute dafür nur wenige Sekunden. Beim Recycling nützt uns die Digitalisierung vor allem bei der qualitativen Beurteilung des ausgebrochenen Materials, das zu uns zurückkommt.
Wie kann die Digitalisierung zur Optimierung der Feuerfestanwendung beitragen?
Um den Zustand bzw. den Verschleiß der Feuerfestzustellung beim Kunden zu beurteilen, wird das Aggregat innen mit Laser vermessen und außen die Manteltemperatur digital gemessen. Wo die Außenwand heiß wird, tritt innen Verschleiß auf und die Ausmauerung ist zu erneuern. Hier kommt es darauf an, den richtigen Zeitpunkt zu wählen. Durch das digitale Scanning außen und innen kann der Kunde die feuerfeste Zustellung besser ausnützen und Durchbrüche vermeiden. Der Prozess wird sicherer und effizienter. Durch die digitale Vernetzung mit dem Kunden kann die Fertigung zeitgerecht auf seinen Bedarf abgestimmt werden. Aus diesen enormen Datenmengen erstellt eine künstliche Intelligenz Namens APO (Automated Process Optimization) einen digitalen Zwilling. Dadurch kann der Zustand der eigenen Aggregate und die Perfomance beim Kunden besser analysiert, Produkte und Prozesse können optimiert sowie Wartungsintervalle prognostiziert werden.
Allgemein sammeln Sie bei RHI Magnesita viele Daten vom Bergbau über die Brenn- und Ofenbetriebe sowie Beprobung, wo Ergebnisse der Röntgenfluoreszenzanalytik und Prüfwerte der Fertigprodukte in Datenbanken gespeichert werden. Steht der Einsatz von Large Language Models (LLMs) zur schnellen Abfrage dieser Daten bei Ihnen im Betrieb zur Diskussion?
Für so spezifische Dinge halte ich LLM für wenig bis nicht geeignet. Für das „Durchforsten“ und Suchen in extrem großen Datenmengen wie zum Beispiel ganzen Bibliotheken oder großen Datenbanken schon. Aktuell nutzen wir LLM aber nicht.
In Ihrer Veröffentlichung „Mineral resources in life cycle impact assessment—defining the path forward” gehen Sie auf die Problematik einer fehlenden, weltweit einheitlichen Methodik ein, um Mineralressourcen als Einträge (Inputs) in der Lebenszyklus - Wirkunsabschätzung (life cycle impact assessment) zu evaluieren. Sehen Sie seit der Veröffentlichung Ihres Papers 2015 Entwicklungen zum Lösen dieser Problematik?
Die Antwort ist JEIN. Es gibt aktuell ein Projekt „CESAREF“, welches EU-gefördert ist und sich diesem Thema annimmt, wo auch RHIM Partner ist. Es ist aber eine der wenigen Initiativen in diesem Bereich.
Warum haben Sie sich damals für ein Studium an der Montanuniversität Leoben entschieden? Wie kam es bei Ihnen zur Entscheidung zur Studienrichtung Bergbau?
Ich wollte auf der ‘Technik‘ studieren – und es sollte ‘international‘ sein! So fiel die Wahl auf Leoben und Bergbau!“ … und beides ist eingetreten!“
Dankeschön Herr Drnek für das aufschlussreiche Interview! Ich bin mir sicher, dass Sie mit Ihrem spannenden Werdegang einige junge Studierende für eine Karriere im Bergbau bzw. ein Studium in dieser Fachrichtung motivieren konnten. Glückauf!
Weiterführende Informationen:
https://www.rhimagnesita.com/de/about/who-we-are/
https://www.rhimagnesita.com/de/about/what-we-do/#skip
https://www.umweltbundesamt.at/interview-rhi-magnesita