Erfahrungsbericht: Ein Jahr gleichzeitig Studieren und Arbeiten

Die Karrieremesse Teconomy lädt auch dieses Jahr wieder die Studierenden der Montanuni Leoben ein, ihr berufliches Netzwerk zu erweitern und neue Kontakte mit potenziellen Arbeitgeber*innen zu knüpfen. Unser Blogger Richard hat diese Chance bereits genützt und ist seit mehr als einem Jahr für die AVL List GmbH tätig gearbeitet. Wie er seine Job(s) und sein Masterstudium unter einen Hut bringt, verrät er euch in unserem neuen Blogbeitrag.

Die Vereinbarkeit von Studium und Arbeit ist ein oft diskutiertes Thema. Eine pausschale Aussage zur Machbarkeit lässt sich dabei wiederum nicht treffen. Denn dabei kommt es natürlich immer auf eine Vielzahl von Faktoren an: das Beschäftigungsverhältnis (fallweise, geringfügig, Teilzeit, Vollzeit oder Praktikum), handelt es sich um einen klassischen Studendierendenjob oder eine (fachspezifische) Anstellung, z. B. bei einem potentiellen künftigen Arbeitgeber; macht man das Ganze für das Gehalt oder die Erfahrung, der Zeitpunkt im Studium, etc…?

In diesem Blog möchte ich euch in gewohnter Manier gerne meine eigenen Erfahrungen schildern und euch einen Einblick in meine (Arbeits-)Welt geben.

 

Wann in den Joballtag einsteigen?

Seit über einem Jahr nun darf ich eine Planstelle in der AVL List GmbH (AVL) in Graz bekleiden und kümmere mich dort in der Rolle als „Technical Sales Specialist“ um den Vertrieb und internationale Positionierung neuartiger Löschsysteme für Hochvoltbatteriespeicher, also beispielsweise Traktionsbatterien in Elektrofahrzeugen.

Das bedeutet, dass ich kein studentischer Mitarbeiter bin, sondern zuständig für gewisse Themen bin und damit auch eine gewisse Verantwortung trage. Den Zeitpunkt des Eintritts in die Firma habe ich jedoch bewusst gewählt, denn für mich persönlich wäre ein Arbeitsverhältnis im Ausmaß von über 20 Wochenstunden zum Beispiel während des Bachelor-Studiums unmöglich gewesen.

Natürlich gibt es fleißige Kommiliton*innen, die über den gesamten Zeitraum ihres Bachelor- und Masterstudiums nebenher beschäftigt sind und sich dabei neben dem Gehalt einen gewaltigen Erfahrungsschatz aneignen. Dies ist bewundernswert, wäre für mich allerdings unvorstellbar gewesen, da ich neben dem Studium bis vor ca. einem Jahr gerade einmal Zeit für fallweise oder geringfügige Beschäftigungen oder eben Praktika gefunden habe, ohne mein Studium dabei deutlich zu verzögern.

Für mich war der geeignete Zeitpunkt richtig ins Arbeitsleben zu Starten nach dem Abschluss der Delta-Akademie und vor dem letzten Abschnitt meines Masterstudiums, als auch beispielweise fast alle meiner Übungen bzw. Kurse mit Pflichtanwesenheit an der Uni bereits nahezu vollständig erledigt waren. Denn wer die AVL kennt, der weiß, dass diese in Graz beheimatet ist, wo ich inzwischen auch (wieder) wohne. Ein Pendeln zur Arbeit oder zur Uni war nie mein Wunsch und ist meiner Meinung nach anstrengend und zeitintensiv!

Meine Erfahrungen im Job

Das vergangene Jahr war äußerst abwechslungsreich und hat meine äußerst theorielastige ingenieurstechnische Ausbildung großartig um praktische Aspekte erweitert. Die Arbeit bei AVL hat mich jedenfalls zu einem besseren Ingenieur gemacht und wäre diesbezüglich schon während meines Bachelorstudiums Montanmaschinenbau eine geniale Ergänzung gewesen.

Dennoch möchte ich euch nicht vorenthalten, dass insgesamt einfach weniger Zeit für die Uni bleibt. So musste ich bspw. gleich im zweiten Monat meiner Anstellung eine Prüfung verschieben, da ich auf Dienstreise war. Nachmittags/abends nach einem Arbeitstag zu lernen, oder jedes Wochenende dafür zu nutzen ist ebenfalls leichter gesagt als getan!

Insgesamt hat meine Anstellung mein Studium bestimmt verlängert, allerdings überwiegen für mich die Vorteile, die sich daraus ergeben haben und ich kann das mit gutem Gewissen hinnehmen. Auch die angebotene Gleitzeit inkl. Zeitausgleich verbessern die Vereinbarkeit ungemein.

Arbeiten und Studieren: Die Vor- und Nachteile

Je nach Firma, Anstellungsverhältnis, Vorgesetzten und auch persönlicher Natur ergeben sich entsprechende Vor- und Nachteile, auf die ich punktuell und ohne Anspruch auf Vollständigkeit im kommenden Absatz gerne eingehen möchte.

Da ich, neben allerlei Praktika und außercurricularen Tätigkeiten, während dem Studium fast durchgehend fallweise Beschäftigungsverhältnisse über die Öffentlichkeitsarbeit der Montanuniversität Leoben (MUL) hatte und nun inzwischen nach über einem Jahr einen Einblick in die AVL erhalten habe, kann ich außerdem nur einen sehr beschränkten Einblick in diese sehr weite Thematik geben.

Fallweise Beschäftigung in der Studienberatung

Für mich persönlich waren die fallweisen Beschäftigungsverhältnisse der vergangenen Jahre in Bezug auf die Vereinbarkeit mit dem Studium ideal. Neben den oft sehr angenehmen Aufträgen, über das Kennenlernen von Kommiliton*innen aller Studienrichtungen bis hin zum fairen Gehalt war die Öffentlichkeitsarbeit der Montanuniversität Leoben ein treuer Begleiter während meiner Jahre in Leoben. Fallweise Beschäftigungsverhältnisse bringen jedoch den Nachteil mit sich, dass keine regelmäßigen Einnahmen zu erwarten sind, was sie für Menschen, die ihre Fixkosten mit ihrem Gehalt decken müssen, dementsprechend uninteressant macht. Zudem waren die Aufträge nicht gleichmäßig übers Jahr verteilt und durch die Größe des Teams auch nicht jeden Monat ein Auftrag für jedes Mitglied dabei. Für mich persönlich hat jedoch die Flexibilität überwogen und der Charakter der Tätigkeit, welcher wiederum nicht fachspezifisch ist, aber einen andere wichtige Soft-Skills, wie z. B. Präsentationsfähigkeiten, üben lässt.

Falls du dich auch für eine Tätigkeit in der Studienberatung interessierst, kannst du hier mehr erfahren und Teil des Teams werden.

Meine Tätigkeit bei der AVL

Wie bei vielen anderen Firmen kann man als angehender Ingenieur bei AVL sowohl eine Planstelle belegen als auch studentische(r) Mitarbeite*:in sein. Als studentische(r) Mitarbeiter*in genießt man bei der AVL einige Vorteile, wie beispielsweise, dass einem der Arbeitgeber genug Zeit einräumen muss, sich vor Prüfungen entsprechen vorbereiten zu können. Weiters dürfen studentische Mitarbeiter*innen beispielsweise keine Dienstreisen antreten, was für meine Rolle in der Firma ein No-Go wäre, da ich diesen Blog gerade einige Kilometer über dem Boden auf dem Weg nach Schweden verfasse, wo ein Test unseres Systems stattfinden soll.

Nachteilig ist hier jedenfalls anzuführen, dass die Verträge semesterbasiert sind und dass wenn es zu Kürzungen von Stellen in der Abteilung oder im Unternehmen kommt, studentische Mitarbeiter:innen oft nicht verlängert werden. Das regelmäßige Gehalt und die praxisnahe relevante Arbeitserfahrung sind natürlich die Vorteile einer jeden fixen und fachspezifischen Anstellung und auch die bei AVL (und vielen anderen Unternehmen gebotene) Möglichkeiten von Gleitzeit und Zeitausgleich schaffen eine bessere Vereinbarkeit zwischen Arbeit und Studium.

Meine Empfehlungen

Überlege dir gut, in welchem Maße du bereit bist Verantwortung in einem Unternehmen zu tragen und überlege dir auch gut, ob du deine Studiendauer durch eine Anstellung verzögern möchtest, denn dies ist oft die logische Konsequenz. Finde heraus, welche Zeit dir wirklich neben dem Studium bleibt und ob eine Anstellung bereits vereinbar mit deinem Stundenplan ist. Eine Anstellung bei einer Firma kann auch dazu führen, dass du bspw. gewisse Abschlussabreiten auf Lehrstühlen nicht bearbeiten darfst, da die zeitliche Vereinbarkeit in Frage gestellt wird – auch das ist mir schon passiert!

Vor allem, wenn du eine fixe fachspezifische Anstellung suchst, kann es schnell dazu führen, dass du mehr Zeit als ursprünglich antizipiert aufwendest und dein Studium ins Hintertreffen gerät und das ist natürlich nicht Sinn der Sache. Ich persönlich würde eine Anstellung im Bachelorstudium nur im geringfügigen Rahmen oder fallweise empfehlen, bspw. über die Universität (als studentische*r Mitarbeiter*in an einem Lehrstuhl) oder mit deinem Arbeitgeber vorab klären, wie du flexibel sein kannst, wenn Prüfungen oder Ähnliches bevorstehen. Sobald du im Masterstudium bist und dort deine Pflichtanwesenheiten erledigt hast, öffnet sich meiner Erfahrung nach erst so richtig die Tür in die Arbeitswelt.

Zusammengefasst bin ich froh eine Planstelle im Ausmaß eines Teilzeit-Beschäftigungsverhältnisses angetreten zu sein. Allerdings war der Zeitpunkt meines Eintritts in die Firma entscheidend und dass ich zu diesem Zeitpunkt meine Pflichtanwesenheiten nahezu vollständig erledigt hatte. Ich würde es genauso wieder machen und kann auch AVL als Arbeitgeber (egal ob für studentische Mitarbeiter:innen oder Planstellen) uneingeschränkt weiterempfehlen. Solltest du noch im Bachelor-Studium sein, empfehle ich dir eher eine fallweise oder geringfügige Anstellung, um möglichst flexibel zu bleiben, beispielweise als studentische*r Mitarbeiter*in oder im Team der Studienberatung.


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