StudyVIEWS_Industrielle Umweltschutz- und Verfahrenstechnik: Nur noch kurz die Welt retten

Die Herausforderungen unserer Zeit sind komplex und herausfordernd. Umso wichtiger ist es, dass zukünftige Umweltingenieur*innen eine umfangreiche Ausbildung mit einem starken Fundament erhalten. „Bei einem Baum, der starke Wurzeln hat, kann auch mal ein starker Wind wehen, den haut es nicht so schnell um“, gibt Prof. Roland Pomberger zukünftigen Studierenden mit auf den Weg.

Und Umgehauen werden Studierende der Studienrichtung Industrielle Umweltschutz- und Verfahrenstechnik so schnell nicht, denn sie sind Anpacker, die Lösungen für unsere Umwelt und Gesellschaft erarbeiten.

 

Lösungen aufgrund einer anderen Sichtweise zu finden, liegt auch Studiengangsleiter Univ.-Prof. Markus Lehner (Lehrstuhl für Verfahrenstechnik des industriellen Umweltschutzes) und Univ.-Prof. Roland Pomberger (Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft), kommen doch beide ursprünglich aus anderen Disziplinen. Welche dies sind, warum die Montanuniversität für sie außergewöhnlich ist und viele weitere Infos zum Studium Industrielle Umweltschutz- und Verfahrenstechnik gibt dieses Mal zum Lesen UND Hören. Viel Spaß!

Sehr geehrter Herr Prof. Lehner, bitte skizzieren Sie uns Ihren schulischen Werdegang, Ihre Studienwahl und wie es Sie auf die Montanuniversität verschlagen hat.
Nach der Matura ging ich an die Technische Universität München, um Luft- und Raumfahrttechnik zu studieren. Ich war schon damals ein großer Fan von Captain Kirk und Spock. Im Ernst: Star Trek war wirklich eine Motivation. Bei Luft- und Raumfahrttechnik beginnt man mit Maschinenbau, genauso wie in der Studienrichtung "Verfahrenstechnik". Dieses Fach habe ich erst während des Studiums kennengelernt. Da man schon damals mit Verfahrenstechnik etwas für die Umwelt tun konnte, und Captain Kirk und Spock in meiner Erinnerung erblassten, habe ich mich dann für Verfahrenstechnik entschieden. Nach dem Studium habe ich - ebenfalls an der TU München - noch eine Doktorarbeit angefertigt zum Thema Reinigung von Abgasen aus Sonderabfallverbrennungsanlagen.
Dieses Projekt war sehr anwendungsorientiert und wurde gemeinsam mit einem Anlagenbauunternehmen abgewickelt, das mich dann auch gleich angeworben hat. Nahezu 12 Jahre war ich bei diesem Unternehmen tätig, zuletzt in leitender Position. Ich habe auf der ganzen Welt umwelttechnische Anlagen miterrichten dürfen. Eines Tages hat mich eine Headhunterin angerufen und mich gefragt, ob ich mich für eine Professur in Leoben bewerben möchte. Und siehe da: Die wollten mich tatsächlich haben.

Was ist für Sie persönlich "außergewöhnlich" an der Montanuniversität Leoben?
Die Größe und die Spezialisierung dieser Universität. Wenn man an einer sehr großen Technischen Universität studiert hat, so wie ich, dann ist man ganz positiv überrascht, wie freundschaftlich und herzlich die Atmosphäre hier in Leoben ist. Faszinierend ist auch, dass diese Universität in einigen Bereichen einen Weltruf besitzt und sich mit den großen aktuellen gesellschaftlichen Themen, wie zum Beispiel dem Klimawandel, der Energiewende oder der „Circular Economy“ in Forschung und Lehre beschäftigt.

Erklären Sie in einem Satz das Studium „Industrielle Umweltschutz- und Verfahrenstechnik“.
Es handelt sich um ein ingenieurwissenschaftliches Studium, das den Studierenden ein umfassendes Wissen im Bereich des Umwelt- und neuerdings auch des technischen Klimaschutzes vermittelt, damit sie nach dem Studium wesentliche Beiträge zur Verbesserung der Umwelt- und Klimasituation in Österreich, Europa und der ganzen Welt - jetzt und in Zukunft - leisten können.

Worum geht es im Bachelorstudium?
Ein großer Teil des Bachelorstudiums ist geprägt von den naturwissenschaftlichen Grundlagen, Mathematik, Physik, Chemie usw. und dann in der zweiten Hälfte den Grundlagen des Faches "Umweltschutz- und Verfahrenstechnik". Wenn man als Ingenieurin bzw. als Ingenieur neue Wege und neue Lösungen erarbeiten will, wenn man gerüstet sein will für Fragestellungen und Herausforderungen, die wir jetzt noch gar nicht kennen, dann kann das nur auf diesem soliden Fundament gelingen. Ich erinnere mich zurück an meine Studienzeit und bin - obwohl mir das damals schon schwer gefallen ist und mich gefordert hat - dankbar für die hervorragende Grundausbildung, die ich erhalten habe.

Welche Interessen sollten zukünftige Studierende für dieses Studium mitbringen?
Eine wichtige Grundvoraussetzung ist das Interesse an Naturwissenschaft und Technik. Wobei es dafür viele Varianten gibt: Man kann sich mehr in der Theorie, z. B. der Simulation und der mathematischen Beschreibung von Prozessen vertiefen, man kann sich aber auch mit ganz praktischen Fragestellung beschäftigen oder auch mehr in Richtung Management und Wirtschafts- und Betriebswissenschaften gehen. Das Studium ist also keineswegs eindimensional, sondern eröffnet einem den Blick in die unterschiedlichsten Bereiche der Arbeit einer Ingenieurin bzw. eines Ingenieurs, die bzw. der etwas für Umwelt und Klima tun möchte.

Wie kann man mit dieser Studienrichtung "die Welt retten"?
Da fällt mir ein alter Liedtext ein: "Ich muss noch schnell die Welt retten...". Die Herausforderungen unserer Zeit sind komplex und wir erleben leider immer wieder Versuche, einfache Antworten auf schwierige Fragen zu finden. Das funktioniert leider so nicht. Aber jede und jeder kann einen Beitrag dazu leisten, dass die vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit bewältigt werden. In diesem Sinne kann man mit diesem Studium sicher seinen Beitrag leisten, dass unsere Welt auch noch für unsere Kinder und Enkel eine lebenswerte Welt ist.

Welche Berufsfelder stehen Absolvent*innen nach dem Studium offen?
Das Studium "Industrieller Umweltschutz" gibt es nun schon seit fast 30 Jahren an unserer Universität. Die Absolvent*innen finden sich in praktisch allen Bereichen wieder: in Vorstandsetagen von Großunternehmen, im Anlagenbau, in der Abfallwirtschaft, in der Automobilindustrie, in Ministerien und Ämtern, in der Energiewirtschaft, in der Stahlindustrie, als selbständige Unternehmer*in, als Unternehmensberater*in, als Wissenschaftler*in und Professor*in, im In- und Ausland. Die breite und solide Ausbildung und die erworbene Fähigkeit, immer wieder Neues hinzuzulernen, eröffnet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten. Man hat nach dem Studium wirklich die freie Auswahl.

Zu guter Letzt: Welche drei Ratschläge würden Sie Studienanfänger*innen mitgeben?
1. „Erst informieren, dann studieren“: Setzen Sie sich intensiv mit den Studienrichtunge und den Studienbedingungen auseinander, bevor Sie sich inskribieren. Leoben bietet hier viele Vorzüge.
2. „Per aspera ad astra“: Dieser Spruch vom alten Seneca gilt ganz besonders auch für den Studienanfang. Man wird etwas investieren müssen, wenn man Erfolg haben will.
3. „Work-Life-Balance“: Es braucht für alles einen vernünftigen Ausgleich. Suchen Sie Ihren Rhythmus, mit dem Sie erfolgreich und ausgeglichen sind. Das ist gar nicht so einfach, wie ich aus eigener Erfahrung weiß...


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