Mental Health Month: Stress - Motor und Gift zugleich

Warum wir ohne Stress gar nicht erst aufwachen würden und zu viel Stress krank macht.

Jede Situation kann Stress auslösen. Den*die Eine*n stresst die nächste Prüfungsvorbereitung, den*die Andere*n das Weihnachtsessen mit der Familie. Der*die Nächste wiederum bekommt Stress beim Erreichen einer bestimmten Zugverbindung. Wie kommt es, manche von uns dauernd gestresst und andere die Ruhe in Person ist? 

 

Eine Frage der Ressourcen

Das liegt vor allem daran, dass Stress eine Reaktion auf eine persönliche Situationsbewertung ist. Tag täglich begegnen uns unterschiedliche Situationen und Aufgaben. Diese Aufgaben teilen wir bewusst und unbewusst in relevant oder irrelevant ein. Haben wir für eine relevante Situation nicht genügend Ressourcen zur Verfügung, reagiert unser Körper mit Stress.

Beispielsweise beim Lernen für eine Prüfung:  Merke ich, dass die Zeit immer knapper wird und der Lernfortschritt nicht wie geplant ist, geht mir die Ressource "Zeit" aus und der Stresspegel steigt. Aber nicht nur die mangelnde Zeit-Ressource kann Stress auslösen, sondern auch lückenhaftes Vorwissen, zu wenig Lernmaterialien, nicht genügend Schlaf...

Von mangelnden Ressourcen vor Prüfungen können sicher einige ein Lied singen, - mich nicht ausgenommen. Ganz nach dem Motto: „Diamanten entstehen nur unter hohem Druck.“ Was grundsätzlich nicht falsch ist, denn Stress fokussiert unsere Aufmerksamkeit, lässt uns effektiver arbeiten, belebt und aktiviert uns.

Fun Fact: Ohne Stress würden wir in der Früh gar nicht erst aufstehen, da das "Stresshormon" Cortisol Tageslicht abhängig ist und deshalb bei Sonnenaufgang vermehrt ausgeschüttet wird.
 

Die Dosis macht das Gift

Stress ist somit in einer gewissen Dosis sogar lebenswichtig. Zum Problem wird erst der lang andauernde Stress, der über mehrere Stunden andauert. Haben wir über einen längeren Zeitraum Stress ohne Erholungsphasen, wird der Körper durch die andauernde Hormonausschüttung geschädigt. Dies kann zu Symptomen wie Schlafstörungen, Schwächung des Immunsystems, einem niedrigen Testosteron Spiegel bei Männern, Zyklusstörungen bei Frauen, Depressionen oder auch Bluthochdruck führen. Deshalb ist es wichtig zu erkennen, wann der Körper zu viel Stress hat.

Erste Erkennungsmerkmale:

  • Konzentrationsprobleme
  • Vergesslichkeit (z.B. Vergessen von Terminen und Vereinbarungen)
  • Schmerzen (z. B. Kopf- Magenschmerzen, Schmerzen durch Verspannungen)
  • Gereiztheit, launische Stimmung
  • Fehler häufen sich
  • Süchte (z. B. Alkohol, Zigaretten, Drogen,...)

Was tun, wenn ich Stress bei mir erkenne? Die gute Nachricht, Stress ist selbstgemacht und kann auch wieder selbst beseitigt werden. Dazu gibt es zwei verschiedene Bewältigungsstrategien.
Die problemorientierte Strategie: die Situation wird geändert
Die emotionsorientierte Strategie: die Einstellung zur Situation wird geändert

In dem vorher genannten Prüfungsbeispiel würde dies bedeuten, dass ich mich problemorientiert von der Prüfung abmelde und das nächste Mal früher zu lernen beginne, oder ich emotionsorientiert das Ergebnis der Prüfung nicht mehr so wichtig sehe, ich aber trotzdem zur Prüfung gehe.

Sind mir diese Lösungsstrategien gerade nicht möglich, gibt es folgende
Erste Hilfe Maßnahmen:

  • Atmen
  • Überblick verschaffen (To-Do Listen, Mindmap, Post-its..)
  • Prioritäten setzen
  • eines nach dem anderen erledigen
  • Aufgaben delegieren (wenn möglich)
  • kurz an die frische Luft
  • Lang andauernden Stresspegel senken:
  • mit Menschen umgeben, die einem gut tun
  • gesundes Essen
  • erfüllende Aufgaben finden
  • Planen (Terminkalender und To-Do-Listen führen)
  • Nein sagen lernen
  • Bewegung (nicht übermäßiger Sport, der wiederum Stress verursacht)
  • Entspannungstechniken lernen und ausüben (Yoga, Meditation...)

Schlussendlich geht es nicht darum jede Art von Stress zu vermeiden. Es geht vor allem um das Gleichgewicht zwischen den Stress- und Entspannungsphasen. Denn auch hier gilt wie bei fast allem, die Dosis macht das Gift.

Quelle: Skriptum Stress, Campus Krieger 2022

 


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