Zurück in die Vergangenheit: Kritische Metalle aus dem mittelalterlichen Bergbau

Zur Umsetzung der „grünen Transformation“ werden mehr kritische Rohstoffe gebraucht als durch Recycling zur Verfügung gestellt werden können. Um die Herausforderungen der Zukunft zu bewerkstelligen, blicken die beiden Jungforscherinnen Sandra Niederl und Jasmin Hiller vom Lehrstuhl für Geologie und Lagerstättenlehre an der Montanuniversität zurück in die Vergangenheit – und untersuchen mittelalterliche Bergbaugebiete in der Steiermark. Begleitet uns im neuen comMULity-Video bei einer tollen Exkursion zu einem mitteralterlichen Stollen und dessen Halde im steirischen Gasen.

Critical Materials

Die EU hat vor Jahren eine Gruppe von Rohstoffen („Critical Materials“) aufgrund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und der geopolitischen Situation als kritisch definiert, da diese Rohstoffe in der EU kaum gefördert werden.

Europa fehlen die Megalagerstätten für Seltene Erden und andere Rohstoffe, wie wir sie in China, Russland, Südamerika und Afrika finden. Österreich kann jedoch auf über 1.000 Jahre Abbau in kleineren Lagerstätten zurückblicken. In Letzteren sind große Mengen an CMs zwar bergmännisch gewonnen worden, aber landeten letztendlich in Abfällen wie Bergbauhalden, Schlämmteichen und metallurgischen Reststoffen.  Bis zu 50 Prozent des Lagerstätteninhalts wurde im mittelalterlichen Bergbau auf Halden zurückgelassen – heute können diese Inhalte mit modernen Methoden gewonnen werden.

Solche Rückstände benötigen keinen zusätzlichen neuen Bergbau, sondern lediglich die Nutzung verbesserter Aufbereitungstechniken und stellen daher vergleichsweise umweltfreundliche und weniger energieintensive Alternativen zum herkömmlichem Bergbau dar.

Schätze aus der Vergangenheit

In Österreich sind 292 historische Goldbergbaue, 656 Kupferbergbaue und 29 Silberbergbaue bekannt (IRIS Datenbank; www.geologie.ac.at). Einige der größten Vorkommen befinden sich in der Steiermark, z. B. in der Umgebung von Gasen. Zusammengenommen wurden viele Millionen Tonnen Erze verarbeitet, die nicht nur Gold, Silber und Kupfer, sondern auch bedeutende Mengen an CMs enthielten.

Das Potenzial an CMs ist, aufgrund des nicht unerheblichen Aufwandes der Probenahme und Analyse, für die meisten Vorkommen allerdings noch unbekannt. Die Art des Einbaus der CM in Sulfiden, entweder als eigenständige Mineralphasen oder in die Kristallstruktur eingebaut, ist von entscheidender Bedeutung für die Anwendung von aufbereitungstechnischen und metallurgischen Gewinnungsverfahren.

Jasmin Hiller und Sandra Niederl  (betreut von Dr. Phillip Gopon) führen dazu im Labor des Lehrstuhls Untersuchungen der in den Halden gesammelten Proben durch, um die darin schlummernden Potenziale zu begreifen und für zukünftige Generationen zu erfassen. Das Projekt wird gefördert durch das Land Steiermark (Green Transformation Fund, https://www.wissenschaft.steiermark.at/cms/beitrag/12832807/161165583/), weitere Informationen sind auf https://www.phillipgopon.com/ore-geology und https://geologie.unileoben.ac.at/ verfügbar.

 


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